Nachdem auch Ana mit Fieber knapp zwei Wochen im Bett lag,
sind wir nun endlich beide wieder fit und bereit, endlich loszulegen.
Mittlerweile haben wir auch einen „festen“ Wochenplan, wobei
wir wohl jeden Tag aufs Neue lernen, dass Spontanität und Offenheit für
Planänderungen das einzig Wahre hier in Indien ist...
Karunai Illam
Einmal die Woche machen wir uns auf den Weg ins Frauenhaus
„Karunai Illam“. Hier leben verstoßene und vor allem psychisch kranke Frauen,
die sonst keinen Platz zum Leben haben. Unsere Direktorin hat es so
zusammengefasst: „ Let them die as Human, and not as Animals.“ Deswegen gibt es
auch einen kleinen Friedhof, direkt neben dem Heim.
Die Frauen sind im Alter zwischen 16 und 73 und kommen mit
den verschiedensten Hintergründen und Schicksalen ins Heim.
Momentan ist die Arbeit für uns dort eher schwierig, weil
wir viele Frauen noch überhaupt nicht einschätzen können und auch oft wegen der
Sprache an unsere Grenzen kommen. Geplant ist, dass wir mit den Frauen spielen,
tanzen oder basteln. Zusätzlich wollen wir unseren Schwerpunkt auf die
Dokumentation dort setzen.
Tamil Lessons
Um uns mit den Dorfbewohnern und auch mit den Frauen aus
Karunai Illam besser unterhalten zu können, haben wir ungefähr dreimal die
Woche Tamilunterricht bei Emily, einer Staffmitarbeiterin. Auch wenn
grammatikalische Regeln im Tamil eher ein Fremdwort zu sein scheinen, machen
wir doch Fortschritte und werden auch jedes Mal mit einem strahlenden Lächeln
belohnt, wenn wir im Dorf oder bei unserer Köchin einen ganzen Satz auf Tamil
zustande bringen. Als nächstes sollen wir die Tamilischen Buchstaben (für uns
eher Hieroglyphen mit insgesamt 247 Buchstaben und Kombinationen) lernen. Falls wir darin
erfolgreich sind werden wir in Zukunft sogar die Zielorte auf den Bussen
entziffern können.
Nähunterricht
Im Social Office gibt es neben einer Computerschule auch
eine Tailoring-Class. Hier können Frauen Nähen lernen, um damit später auch
Geld zu verdienen.
Auch wir dürfen uns regelmäßig an die wunderbar ratternden
alten Nähmaschinen wagen und nähen momentan fleißig Kinderkleider aus
Stoffresten, bis wir hoffentlich auch irgendwann unsere eigenen richtigen
Churida nähen können.
Unsere Nählehrerin Louisa und unsere ersten Näherfolge |
Das Nähen macht uns super viel Spaß und unsere „Classmates“ sind
sehr herzlich uns gegenüber. Eines Morgens kamen sie mit Blumen und Schminke an
und uns standen knapp zehn indische Frauen, aufgeregt auf Tamil plappernd,
gegenüber um uns die Haare mit Blumen zuschmücken und uns zuschminken. Für den
Rest des Tages waren wir somit echte „Tamil Nadu Ladies“ und wurden von allen
bewundert.
"Now you are real Tamil Nadu Ladies!" |
St. Joseph-School
Jeden Mittwoch werden wir uns nun mit zwei Schwestern in
einem Schulbus voller aufgeregter Kinder auf dem Weg zur St.Joseph-School
machen. Hier unterrichten wir die Klassen 3-6 (die Kinder sind etwa zwischen 8
und 12 Jahren alt). Ana konnte wegen dem Fieber bisher leider noch nicht
mitgehen, aber wir freuen uns schon, auf die Arbeit, die uns dort erwarten
wird.
Village Visits
Zwei mal die Woche wollen wir die Staffmitarbeiter in die
verschiedenen Dörfer begleiten. Diese Besuche fallen momentan wegen der starken
Regenfälle allerdings leider mehr aus, als dass sie stattfinden...
Die Arbeit von Good Shepherd sieht hier sehr vielfältig aus:
Es gibt Frauenselbsthilfegruppen,
Tuitioncenter, in denen die Kinder nach der Schule noch Englisch lernen,
und in den meisten Dörfern sogenannte „Children’s Clubs“. Hier sollen die
Kinder etwas über Kinderrechte erfahren und lernen ihre eigenen Standpunkte zu
vertreten.
Momentan lernen wir die Arbeit noch kennen und können leider
noch nicht besonders hilfreich sein. Trotzdem freuen sich die Dorfbewohner
immer sehr, wenn wir kommen und somit Interesse an ihnen und ihrem Leben
zeigen. Wir hoffen, dass wir später vor allem mit den Children’s Clubs arbeiten können.
Ein typischer Villagebesuch |
Clare Bhavan
Fast jeden Tag machen wir uns auf zu „unseren“ Mädchen des
Clare Bhavan und lernen sie dadurch
jeden Tag besser kennen.
jeden Tag besser kennen.
Fingerpuppen basteln |
Kunstvolles Mehndi von den Mädchen gemalt |
Kinder aus der Nachbarschaft
Papierfliegerwettbewerb |
Unsere Aufgaben sind insgesamt sehr vielseitig und machen
uns auch großen Spaß. Sofern unser Timetable in die Tat umgesetzt wird, so kann
man sagen, dass wir unsern indischen Alltag gefunden haben. Aber wie schon
gesagt: Immer schön spontan bleiben!
Medical Camp
Sehtest |
Einmal im Jahr veranstaltet das Good Shepherd in Kooperation
mit einem hiesigen Krankenhaus ein „Medical Camp“ in einem der Dörfer. Letzten
Sonntag durften auch wir mit dabei sein.
Es handelt sich um einen kostenlose „General Medical Check
Up“, was für viele Dorfbewohner
nach langer Zeit die erste medizinische Versorgung ist. Somit kamen alle
Bewohner unterschiedlichsten Alters, um eine ärztliche Untersuchung zu
erhalten. Wir haben uns versucht nützlich zu machen, indem wir beim Wiegen und
Blutdruckmessen geholfen haben.
Unsere erste richtige Indische Function
Eine der Selbsthilfegruppen gibt es nun seit 10 Jahren.
Dieses Jubiläum wurde natürlich groß gefeiert und die Gelegenheit genutzt, Good
Shepherd für die langjährige Unterstützung zu danken.
Und so fanden auch wir uns – mal wieder vollkommen spontan
und unerwartet - mit Sister Anila in einem
schön geschmückten Innenhof, wo alle SHG-Mitglieder schon warteten.
Zu Beginn wird die Öllampe entzündet |
Traditioneller Empfang mit Bindi |
Und zum Schluss ein für uns gewöhnungsbedürftiger indischer Kuchen |